BGH: Zustimmungsklage gegen verbliebenen Ehepartner

Die Zu­stim­mungs­kla­ge ge­gen den in der Woh­nung ver­blie­be­nen Ehe­part­ner des aus­ge­zo­ge­nen Mit-Mie­ters ist zu­läs­sig, wenn aus­ge­zo­ge­ner Mit-Mie­ter und Ver­mie­ter zwei­sei­tig die Ent­las­sung aus dem Miet­ver­hält­nis schrift­lich ver­ein­bart ha­ben und der in der Woh­nung ver­blie­be­ne Ehe­gat­te jah­re­lang das Miet­ver­hält­nis al­lein durch­ge­führt hat.

BGH, Ur­teil vom 03.03.2004 – VI­II ZR 124/03 – in GE 2004, 615


Pro­blem­la­ge: Nach bis­her all­ge­mei­ner An­sicht wa­ren aus­ge­zo­ge­ne Miet­par­tei­en zu­sam­men mit dem in der Woh­nung ver­blie­be­nen Mie­ter für al­le das Miet­ver­hält­nis ge­stal­ten­den Er­klä­run­gen ge­samt­schuld­ne­risch in An­spruch zu neh­men, wenn nicht ei­ne drei­sei­ti­ge Ent­las­sung des aus­ge­zo­ge­nen Mie­ters er­folgt war. An­de­rer An­sicht der BGH. Es lä­ge war (so je­den­falls die ein­hel­li­ge Auf­fas­sung in Li­te­ra­tur und Recht­spre­chung) ei­ne not­wen­di­ge Streit­ge­nos­sen­schaft der Mie­ter vor. Aber je­den­falls in die­sem kon­kre­ten Fall ha­be der in der Woh­nung ver­blie­be­ne Mie­ter der zwei­sei­ti­gen Ver­ein­ba­rung zwi­schen aus­zie­hen­dem Mie­ter und Ver­mie­ter „kon­klu­dent“ zu­ge­stimmt. Da­durch sei der Miet­ver­trag ent­spre­chend ge­än­dert wor­den.

Be­wer­tung: Die Ent­schei­dung des BGH ist dog­ma­tisch brü­chig. Zu­nächst heißt es, der ver­blie­be­ne Mie­ter wür­de ge­gen Treu und Glau­ben ver­sto­ßen, wenn er sich auf die not­wen­di­ge Drei­sei­tig­keit ei­ner Miet­ver­trags­än­de­rung be­ruft. Der BGH ver­kennt – auch bei sei­nen Aus­füh­run­gen zu Treu und Glau­ben -, dass es sich bei der Fra­ge ei­ner not­wen­di­gen Streit­ge­nos­sen­schaft um ei­ne schlich­te Fra­ge der Pas­siv­le­gi­ti­ma­ti­on han­delt. Der Mie­ter muss sich hie­rauf nicht be­ru­fen, son­dern le­dig­lich den Sach­ver­halt vor­tra­gen.

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